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Nichtwissen, Unterschiede, Fragen... ein paar „systemische Gedanken“

Nichtwissen

Der Systemische Berater ist sich bewusst, dass durch das Zuhören und Aufnehmen der Klientenbotschaften in ihm eine Wirklichkeit entsteht, welche nicht die gleiche ist wie die des Klienten. Hinzu kommt, dass – selbst wenn der Klient stundenlang erzählen würde – der Berater niemals ein ebenso guter Experte für das Klientenleben, seine Sichtweise und Problemlage werden kann wie der Klient selbst. Der Klient bleibt also der Experte: Er hat das Problem konstruiert und so ist es auch an ihm, es lösen zu können.

Der Berater kann schon deshalb nicht das Problem „für“ den Klienten lösen, weil aus systemtheoretischer Sicht nur der Klient definieren kann, wann und dass das Problem nicht mehr existiert. Der Berater bleibt also der „externe“ Profi, der Impulsgeber von außen. Er kann nicht der „besser wissende Experte“ für die Lösung der Klientenprobleme sein. Er kann jedoch aus seiner (in diesem Sinne) „beschränkten“ Rolle etwas sehr Konstruktives machen: Er kann sein Nichtwissen nutzen, durch Fragen oder andere Impulse dem Klientensystem zu neuem Wissen zu verhelfen.

In diesem Sinne impliziert die Haltung des Nichtwissens, dass sich der Berater in einem Setting aufhält, in welchem Wissen nicht als objektiv und für alle gleich gültig dargestellt werden kann. Erwartungen der Klienten, Wissen gleichsam „konsumieren“ zu können, so dass sich dadurch ihre Probleme lösen, können nicht erfüllt werden. Vielmehr kommt es darauf an, dass der Klient während des Beratungsprozesses selbst die Möglichkeit hat, seine Wissensstrukturen (Wirklichkeitskonstruktionen) zu überprüfen, zu hinterfragen, zu erweitern, zu relativieren, zu spezifizieren etc. Hierfür stellt der Berater seine Expertise zur Verfügung.

So geht es in der Systemischen Beratung darum, etwa durch neugieriges Nachfragen, das Wiedergeben von Eindrücken und das Ableiten neuer Hypothesen das betreffende System dazu anzuregen, für sich relevante Informationen zu produzieren.

Indem der professionell Tätige eine Position des Nichtwissens einnimmt, nachfragt, Eindrücke, Gefühle und Sichtweisenmöglichkeiten als solche deklariert wiedergibt, jedoch nicht Wissen im klassischen Sinne (z.B. in Form von Tipps, Handlungsvorschlägen) zur Verfügung stellt, gestaltet er die Kommunikation mit dem Klienten so, dass dieses Kommunikationssystem dem Ratsuchenden diejenigen Wissenskonstruktionen „entziehen“ kann, die er zur Erweiterung seiner Sicht- und Handlungsmöglichkeiten braucht.

Aus der Haltung des Nichtwissens heraus kann der Berater so dazu beitragen, dass das Klientensystem für sich neues, selbst erschaffenes oder erweitertes Wissen konstruieren kann. Die Klientenwelt erweitert sich: Die Haltung des Nichtwissens auf Beraterseite ermöglicht die selbstorganisierte Schaffung neuen Wissens auf Klientenseite.

„Nichtwissen“ in diesem Sinne bedeutet jedoch keineswegs, nicht kompetent zu sein, im Gegenteil: Man braucht viel Wissen, um die Haltung des Nichtwissens während der Beratung einnehmen zu können. Man braucht Wissen über die Psyche und die Kommunikation des Menschen, das Umgehen-Können mit komplexen systemischen Zusammenhängen, den sicheren Umgang mit Techniken und Methoden sowie Erfahrungswissen in Therapie, Beratung oder Coaching.

Unterschiede

Neben der Expertise des Nichtwissens spielen für den Systemiker vor erkenntnistheoretischem Hintergrund Unterschiede eine wichtige Rolle: Es geht um die Einsicht, dass die eigene Erkenntnis immer von den vorher gemachten Unterscheidungen abhängt. In Systemen wird nach unterschiedlichen Unterschieden geschaut bzw. wahrgenommen und demzufolge werden unterschiedliche Folgerungen (Erkenntnisse) generiert.

Als „Leitdifferenz“ lässt sich in diesem Zusammenhang die Hauptausrichtung des „Unterschiede-Machens“ in einem System bezeichnen. So orientieren sich die Akteure in Wirtschaftsunternehmen eher an der Leitdifferenz „Gewinn-Verlust“ (Rentabilität), während in sozialen oder gesundheitsfürsorglichen Organisationen die Leitdifferenzen „Unterstützung-Nichtunterstützung“ bzw. „gesund-krank“ oder auch „Wohlfühlen-Nichtwohlfühlen“ darstellen. Entsprechend der vorherrschenden Leitdifferenzen wird in Organisationen alles Tun ausgerichtet, was jedoch gleichzeitig bedeutet, dass dadurch andere wichtige Leitdifferenzen zu wenig Beachtung finden können. Der Systemische Berater wird nur dann eine gute Koppelung mit einem Organisationssystem finden, wenn er berücksichtigt:

„Welche Unterschiede machen im Kundensystem für die Betroffenen einen Unterschied (und welche nicht)?“

So kann es beispielsweise sein, dass ein Berater mit einem „Wohlfühlprogramm“ in einem Wirtschaftsunternehmen (Leitdifferenz „Gewinn-Verlust“) ebenso scheitern muss wie ein auf reine Rentabilität ausgerichtetes Restrukturierungsprogramm für eine soziale Einrichtung, die mit der Leitdifferenz „Unterstützung-Nichtunterstützung“ operiert.

Das Beschriebene gilt auch für Einzelklienten, Familien oder Teams: Der Systemische Berater geht davon aus, dass Klientensysteme „unterschiedlich ticken“, also unterschiedliche Unterscheidungen treffen, nach welchen im System wahrgenommen wird. Erst auf dieser Grundlage der vorher gemachten Unterscheidungen können dann Wirklichkeitskonstruktionen wie „Probleme“ in Systemen entstehen. Was für die eine Familie eine Katastrophe darstellt (beispielsweise die schlechten Schulleistungen des Sohnes), ist für eine andere Familie überhaupt kein Problem, da die Schulleistungen des Sohnes entweder gar nicht bemerkt oder aber anders (mit einer anderen Leitdifferenz, z.B. mit der, ob sich der Sohn in der Klasse/Schule wohl fühlt oder nicht) beobachtet werden. Was für das eine Team ein konfliktreiches Thema (beispielsweise die Unpünktlichkeit bestimmter Kollegen), wird in einem anderen Team als „normal“ betrachtet und führt somit auch nicht zu Konflikten oder Problemen.

Das Neugierig-Sein darauf, wie in Klientensystemen Unterscheidungen getroffen werden und damit Wirklichkeiten konstruiert werden, ermöglicht dem Systemischen Berater auch Intervention. Er kann durch seine beraterischen Fragen neue Differenzierungen und damit Wahrnehmungsmöglichkeiten anbieten, wodurch die Beteiligten eine Perspektivenerweiterung erfahren. Durch zirkuläres Fragen beispielsweise ist es ihm ferner möglich, ein bewusstes Bearbeiten von unterschiedlichen Sichtweisen der Beteiligten zu gestalten und so dem System zu Problemlösungen und neuen Erkenntnissen zu verhelfen.

Im Zusammenhang mit dem Begriff des Unterschieds lässt sich noch eine weitere Expertise des Systemischen Beraters darstellen: Er beobachtet sich – gleichsam aus einer Metaperspektive heraus - in seinen eigenen Beobachtungen und Wahrnehmungen immer wieder selbst. Zu beobachten, wie man beobachtet, nennt man Beobachtung zweiter Ordnung. In diesem Sinne fragt sich der Systemiker in Beratungsprozessen immer wieder, auf was er (in seiner Klientenwahrnehmung) achtet und auf was nicht (welche Unterscheidungen er für seine Erkenntnissuche getroffen hat, nach welcher Leitdifferenz er also gerade vorgeht). Indem er diese Beobachtung zweiter Ordnung immer wieder auf sich selbst anwendet, gewinnt er an Flexibilität und Handlungsfreiheit. Denn er kann sich immer wieder bewusst für neue, andere Unterscheidungen (Leitdifferenzen) entscheiden, mit Hilfe derer er wahr-nimmt.

Fragen

In einer Haltung des neugierigen Nichtwissens sowie des nach Unterschieden forschenden ist das Fragen für den Systemiker nicht nur eine Technik. Systemische Fragekompetenz setzt auch eine gewisse innere Einstellung zu sich und zum Gegenüber voraus, eine Haltung, die von neugieriger Prozessorientierung und Wertschätzung dem Klienten gegenüber geprägt ist. Ein Haltung auch, welche die Ressourcen des Klienten erforscht und zum Experimentieren mit (neuen) Lösungen einlädt, anstatt die „Problemtrance“ des Klientensystems zu verstärken. Der Klient wird durch ressourcenorientierte Fragen gestärkt, indem der Berater daran glaubt, dass der Klient selbst über die notwendigen Ressourcen verfügt, um seine anstehenden Entwicklungsaufgaben zu meistern.

Die Ausbildungsteilnehmer erlernen bei INSYS in diesem Sinne nicht nur, systemisch zu fragen (und andere Beratungsmethoden einzusetzen). Sie erlernen vor allem auch, in sich selbst Stück für Stück eine systemische Grundhaltung auszubilden als Basis für die persönliche und fachliche Beratungskompetenz.